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Bischof Franz hat die "noch lebenden Verantwortungsträger" dazu aufgerufen, auf die Ergebnisse des Münchner Missbrauchsgutachtens zu reagieren. Sein Statement im Wortlaut:

Die Veröffentlichung des vom Erzbistum München-Freising in Auftrag gegebenen Gutachtens bewegt mich sehr und ist zutiefst beschämend.

Hinter den Zeilen stecken Schicksale von Betroffenen, die für ihr Leben gezeichnet sind. In dem Gutachten wird das systemische Versagen von Kirche einmal mehr beschrieben. Es ist davon auszugehen, dass die hier geschilderten Sachverhalte sich in allen deutschen Diözesen bei der Aufarbeitung der Verbrechen sexuellen Missbrauchs in der einen oder anderen Weise wiederfinden werden. Institutionen- und Täterschutz standen vor der Sorge um das Wohl der Betroffenen sexuellen Missbrauchs.

Das ist die erschreckende Bilanz auch dieser Studie. Die hohe Zahl von ca. 500 Betroffenen bleibt schockierend, auch wenn die meisten Fälle bislang schon bekannt waren. Im Fokus stehen jetzt die noch lebenden Verantwortungsträger. An ihnen ist es, sich zu den dargestellten Vorgängen zu verhalten und sich ihrer damit einhergehenden persönlichen Verantwortung zu stellen.

Viele Hinweise zur Veränderung des Systems Kirche gerade im Hinblick auf Macht, kirchliche Sexuallehre und Schutz von vulnerablen Personen werden derzeit beim Synodalen Weg diskutiert.

Das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) hat für die Zeit von 1945 bis 2019 für das Erzbistum München und Freising 497 Missbrauchsopfer und 235 mutmaßliche Täter ermittelt. Auch den sechs Münchner Erzbischöfen seit dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Untersuchung Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen attestiert. Vor allem die beiden noch lebenden ehemaligen Erzbischöfe Kardinal Joseph Ratzinger (1977-1982) – der spätere Papst Benedikt XVI. – und Kardinal Friedrich Wetter (1982-2008) sowie der amtierende Erzbischof Kardinal Reinhard Marx (seit 2008) sehen sich seit der Veröffentlichung des Gutachtens deutlicher Kritik ausgesetzt.

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