Wie in den meisten Gemeinden im Landkreis Aschaffenburg wurde am vergangenen Dienstag auf den Friedhöfen im Bachgau bei Andachten der Verstorbenen gedacht.
Weil der Allerseelentag am 2. November in Bayern kein gesetzlicher Feiertag ist, hat es sich eingebürgert, das Totengedenken mit Gräbersegnung auf den Nachmittag des Allerheiligenfestes zu verlegen. Auf den Friedhöfen von Großostheim und seinen Ortsteilen Pflaumheim und Wenigumstadt waren bei herrlichem Herbstwetter eine große Schar Friedhofsbesucher gekommen. In Wenigumstadt leitete Pastoralreferentin Marion Schneider die Andacht, die von den Wenigumstädter Musikanten unter Stefan Hock musikalisch gestaltet wurde. Lektorin Katja Weinert verlas die Namen derer, die seit dem letzten Allerheiligentag aus Wenigumstadt verstorben waren. Die Fürbitten galten nicht nur den einheimischen Toten, sondern auch den weltweiten Opfern von Hunger und Krieg insbesondere derer, die im Ukraine-Krieg ums Leben kamen.
An Allerheiligen treffen sich traditionell viele Familienangehörige, Freunde und Bekannte, die sich oft das ganze Jahr über nur selten oder auch gar nicht sehen auf dem Friedhof. Sie folgen dem Brauch, an Allerheiligen die Gräber der Angehörigen zu besuchen. Dadurch zeigen sie Verbundenheit mit den Toten, erinnern sich aber auch an die unbequeme Wahrheit, dass sie auch Menschen seien, die irgendwann sterben. Eingeführt wurde der 1. November als Allerheiligentag im Jahr 835 durch Papst Gregor IV. als Gedenktag für alle Märtyrer und Heiliggesprochenen.
Er habe entgegen einem verbreiteten Vorurteil auch Bedeutung für die evangelische Kirche. In der Tagesliturgie, die sich auf den Epheserbrief bezieht, nennt Paulus alle Gläubigen „Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“. Nach evangelischem Verständnis wird man bereits durch die Taufe und Glaube „heilig“ und nicht durch ein Martyrium oder herausragende Leistungen, wie es die Katholische Kirche versteht. Daher sei Allerheiligen auch für die Protestanten ein Tag des Gebets für alle zur „Gemeinschaft der Heiligen“ zählenden Menschen. Dass evangelische Christen auch an den nachmittäglichen Friedhofsgängen teilnehmen, ist dank der guten Ökumene inzwischen keine Seltenheit mehr. Während allerdings die Katholiken für die Verstorbenen beten, damit Gott die „armen Seelen“ in den Himmel aufnimmt, bedarf es aus evangelischer Sicht dieser besonderen Gebete nicht: Die Verstorbenen sind bereits nach der Aussegnung bei Gott. Der Totensonntag, der heuer auf den 20. November fällt, thematisiert die Erwartung des ewigen Lebens und die Tröstung der Trauernden.
Foto: In Bayern ist Allerheiligen gesetzlicher Feiertag. Wie hier in Wenigumstadt waren bei herrlichem Herbstwetter viele Christen auf den Friedhof gekommen, um bei Andachten ihrer Toten zu gedenken.
Foto & Text: Thorsten Rollmann